Wissenschaft trifft Kunst | DATA POETICS / DATA POLITICS

DATA POETICS / DATA POLITICS

Wissenschaft trifft Kunst | DATA POETICS / DATA POLITICS

28. November 2024, 11:00 -19:30 Uhr
Universität Witten/Herdecke – Holzbau (UG)

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Daten sind schon längst zum Rohstoff sozialer Lebenswelten geworden; dies schließt unser wirtschaftliches Handeln mit ein. Zugleich werden über Daten neue Ökonomien geformt – z.B. Aufmerksamkeits- und Plattform-Ökonomien. Ausgehend von alltäglichen Situationen möchten wir daher beleuchten, was Daten mit uns machen und wie folgenreich die Veränderungen in Bezug auf unsere Welt- & Selbstwahrnehmung sein können. Jenseits der einflussreichen ‚Big Tech‘ stellt sich außerdem die (politische) Frage der Daten-Souveränität.

Wissenschaftler*innen und Kunstschaffende gehen darauf aufbauend dialogisch den Fragen nach: Was sind Daten?
Was machen Daten mit mir und zwischen uns?
Was machen (smarte) Technologien mit unseren Daten und wir wiederum mit diesen Technologien?
Wie verändern Daten unsere Beziehungen und unser Selbstverhältnis?
Welche Perspektiven und Lösungswege im Umgang mit Daten & KI können Medienkunst und kunstbasierte Forschung bieten?

In dieser Veranstaltung treffen Kunst- und Geisteswissenschaftler*innen auf Medienkunstschaffende und Praktiker*innen. Sie laden zu inspirierenden Vorträgen, Diskussionen und Workshops ein. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Paul Feigelfeld, der !Mediengruppe BITNIK, Audrey Samson (FRAUD collective), Prof. Dr. Sven Meister, Prof. Dr. Matthias Kettner, Prof. Dr. Kerrin Jacobs, Dr. Jonathan Harth, Dr. Simon Roloff und anderen. Abschließend freuen wir uns auf eine Keynote der international profilierten KI-Politikberaterin Dr. Gemma Galdón-Clavell.

11:00: Begrüßung
Aude Florence Bertrand-Höttcke und Klaas Werner 

11:30 – 12:30 Uhr: Keynote von Paul Feigelfeld
If only you could see what I have seen with your eyes. Why intelligence is always artificial.
Der Vortrag erkundet die Geschichte einer Denkweise, die unsere Gegenwart und Zukunft bestimmt. Besonderes Interesse gilt den weniger erzählten Geschichten, den medientechnischen Sackgassen und kulturhistorischen Geheimgängen. Ihre Kartografierung und Erforschung ist wesentlich für ein besseres Verständnis der kulturellen, sozialen, politischen und technologischen Konsequenzen, die vor uns liegen.

12:30 – 13:00 Uhr: Vortrag !Mediengruppe Bitnik
Unreal Data – Real Effects
Mit dem Übergang zu einer datengesteuerten Gesellschaft ist die automatisierte Datenerfassung zu einem wesentlichen Bestandteil der meisten technologischen Systeme und Geräte geworden. Unsere Interaktion mit Technologie erzeugt Daten, die wiederum unsere Welt beeinflussen: Unsere Geräte sagen uns, wie gut wir geschlafen haben, sie sagen voraus, wo unsere Lieblingsrestaurants sein und welche Produkte uns gefallen werden. Aber Datensysteme bestimmen auch welche Nachrichten wir lesen, sie entscheiden welche Landesgrenzen wir überschreiten dürfen, sie bestimmen, auf welche Jobs wir uns erfolgreich bewerben können. Anhand von Beispielen untersucht die !Mediengruppe Bitnik, wie unsere Realität durch Daten geprägt wird und wie die Produktion spezifischer Daten zu einem Tool werden kann, um strategisch in datengesteuerte Systeme einzugreifen. Welche Alternativen bleiben uns, wenn ein Opt-Out aus Datenströmen nicht mehr möglich ist? Wie kann die Mehrdeutigkeit von Daten dazu genutzt werden, in die Welt einzugreifen, statt sie lediglich zu beschreiben?

14:00 – 15:30 Uhr: Arbeitsgruppen mit Dr. Kerrin Jacobs, Sven Meister und !Mediengruppe Bitnik

Session 1: re:cognition and social pathology – Kerrin Jacobs
Session 2: Sven Meister
Session 3: Unreal Data – The 1 Review Tour ⭐!Mediengruppe Bitnik
Für ihre aktuelle Werkreihe „The 1 Review Tour“ untersucht die !Mediengruppe Bitnik ⭐gemeinsam mit den Selena Savić und Gordan Savičić, wie Online-Bewertungssysteme die Wahrnehmung und Erfahrung eines Ortes prägen. Eines der am weitest verbreiteten Bewertungsschemata im Internet ist das Fünf-Sterne-System. Die Fünf-Stern-Skala beeinflusst Entscheidungen wie die Wahl eines Arztes, die Auswahl von Produkten, Restaurants und Urlaubsdestinationen. Die Beliebtheit der Skala beruht sowohl auf ihrer Einfachheit und implizierten Klarheit (fünf ist besser als eins), als auch auf der Art und Weise, wie sie persönliche Meinungen durch Aggregation in objektive Werte umwandelt (individuelle Argumentation spielt keine Rolle solange viele Menschen zum gleichen Schluss kommen).In dieser Arbeitsgruppe werden wir uns mit der Materialität dieser Ranking-Daten, ihren spezifischen Texturen und ihrer Ästhetik befassen. Welche Arten von Stadtansichten können wir aus den Daten generieren? Wie können wir die Daten auf interessante Weise angehen? Halten die gesammelten Daten ein Potential für Kritik und taugen sie als Ausgangspunkt für künstlerische Arbeit?

16:00 – 17:30 Uhr: Vortrag Prof. Dr. Audrey Samson
Intelligence? An interpretation
Audrey Samson wird anhand der frühen Photogrammetriegeräte, die zur Interpretation von Ernteanalysen dienten, erläutern, wie die gegenständliche Abstraktion das Land und die darin lebenden Arten materiell umgestaltet. Diese Medienarchäologie gibt Auskunft über das Erbe der frühen Mustererkennung und -interpretation in den heutigen Geoinformationssystemen. Neben einer kritischen Geschichtsschreibung wird sie die technologische Entwicklung von Software wie Descartes untersuchen, die den Einsatz des Raums als Territorium der Vorherrschaft und die damit verbundenen ontologischen Implikationen skizziert, was eine Verschiebung von „Deutung“ zu „Intelligenz“ markiert.

& Vortrag Dr. Simon Roloff
AI Noir: Scientific-Literary Experiments with Large Language Models
Moderiertes Duogespräch: Jonathan Harth 
Dieser Vortrag befasst sich mit den Schnittstellen zwischen generativer KI als einer Form der „künstlichen Kommunikation“ (Elena Esposito) und zeitgenössischen literarischen Arbeiten. Durch die Analyse von Allison Parrishs Compasses, Hannes Bajohrs Berlin/Miami und seiner eigenen Arbeit Unsolvable Cases untersuche Simon Roloff, wie die Arbeit mit KI-Literatur technische Aspekte, narrative Strukturen und die Bedeutungsgebung von sprachbezogener KI beleuchten kann. In seinem Vortrag vertritt er die These, dass generative KI einen Raum eröffnet, in dem Literatur als experimenteller Dialog zwischen künstlichen und menschlichen Kommunikatoren neu gedacht werden kann, um sowohl kritische als auch poetische Perspektiven auf die datengesteuerte Kultur zu fördern.

18:00 – 19:30 Uhr: Keynote von Gemma Galdón-Clavell
AI: don’t believe the hype!
Moderation: Matthias Kettner 

Die !Mediengruppe Bitnik sind zeitgenössische Künstler*innen, die im und mit dem Internet arbeiten. Ihre Praxis dehnt sich vom digitalen auf den physischen Raum aus, wobei sie oft absichtlich Kontrollverluste einsetzen, um etablierte Strukturen und Mechanismen in Frage zu stellen. In der Vergangenheit haben sie Überwachungskameras ausgehebelt, ein Opernhaus verwanzt, um seine Aufführungen nach draußen zu übertragen, ein Paket mit einer Kamera an Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London geschickt und ein Gebäude physisch gestört. Im Jahr 2014 schickten sie einen Bot namens „Random Darknet Shopper“ auf eine dreimonatige Einkaufstour ins Darknet, wo er nach dem Zufallsprinzip Gegenstände wie Schlüssel, Zigaretten, Turnschuhe und Ecstasy kaufte und sie direkt an die Galerie schickte. Die Arbeiten der !Mediengruppe Bitnik formulieren grundlegende Fragen zu aktuellen Themen.

Ihre Arbeiten werden international gezeigt, zuletzt in Ausstellungen bei:
CAC Shanghai, LOAF Kyoto, Annka Kultys Gallery London, House of Electronic Arts Basel, Eigen + Art Lab Berlin, Super Dakota Brussels, Centre Culturel Suisse Paris, Aksioma Ljubljana, Kunsthaus Zürich, FACT Liverpool, Onassis Cultural Center Athens, Public Access Gallery Chicago, Kunstverein Hannover, Nam June Paik Art Center South Korea, Fondazione Prada Milano, Shanghai Minsheng 21st Century Museum, The Pushkin Museum of Fine Arts Moscow, Cabaret Voltaire Zurich, Beijing Contemporary Art Biennial and the Tehran Roaming Biennial. Sie haben unter anderem folgende Preise erhalten: Swiss Art Award, PAX Art Award, Prix de la Société des Arts Genève, Migros New Media Jubilee Award, Golden Cube Dokfest Kassel, Honorary Mention Prix Ars Electronica.
Mehr Infos über !Mediengruppe Bitnik

Prof. Dr. Paul Feigelfeld ist Kultur- und Medienwissenschaftler. Er ist Professor für Digitalität und kulturelle Vermittlung und Teil des Instituts für Open Arts an der Universität Mozarteum Salzburg, sowie Co-Direktor des Data Arts Forum. Bis 2025 ist er außerdem Gastprofessor am Lehrstuhl für Medientheorien der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Arbeit erforscht transkulturelle und transmediale Ansätze zur Medien- und Wissensgeschichte, kritische Perspektiven auf Technologien und deren Schnittstellen mit Kunst und Design. Er arbeitet und berät für Kunstinstitutionen wie das HKW Berlin, Vitra Design Museum und das MAK Museum für Angewandte Kunst Wien, wo er Gastkurator der Vienna Viennale 2019 mit „Uncanny Values. Künstliche Intelligenz & Du“ war.

Dr. Gemma Galdón-Clavell ist eine Pionierin und globale Vorreiterin auf dem Gebiet der KI-Sicherheit und -Auditierung, die sicherstellt, dass maschinelle Lernwerkzeuge wirklich der Gesellschaft dienen. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin von Eticas.ai, einem von Venture Capital unterstützten Unternehmen, das algorithmische Schwachstellen, Verzerrungen und Ineffizienzen in Vorhersage- und LLM-Tools identifiziert, misst und korrigiert. Die Software von Eticas, die ITACA-Plattform, ist die erste Lösung zur Automatisierung der Auswirkungsanalyse und Überwachung, die sicherstellt, dass KI-Systeme leistungsstark, sicher, erklärbar, fair und vertrauenswürdig sind. Ihre bedeutende Arbeit – und ihre Leidenschaft, den Status quo zu verändern – brachten ihr die Anerkennung als Mozilla Rise25 Honoree im Jahr 2024, als Hispanic Star Awardee bei den Vereinten Nationen im Jahr 2023, als Ashoka Fellow im Jahr 2020 und als Finalistin beim EU Prize for Women Innovators, der 2017 von der Europäischen Kommission verliehen wurde. Im Jahr 2023 würdigte die BBC sie als eine der „Menschen, die die Welt verändern“, und 2024 wurde sie von Forbes Women als eine der „35 führenden spanischen Frauen in der Technologie“ geehrt und als „Pionierin im Bereich der algorithmischen Prüfsoftware“ gelobt.
Dr. Galdón-Clavell ist eine aktive Beraterin für internationale und regionale Institutionen wie die Vereinten Nationen (UN), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) und die Europäische Kommission, um nur einige zu nennen.
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Dr. Simon Roloff: Studium der Kulturwissenschaften, Philosophie, Germanistik und des Literarischen Schreibens an der HU Berlin und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Promotion zum Dr. phil. an der Bauhaus-Universität Weimar. Dann Juniorprofessor am Literaturinstitut Hildesheim, gegenwärtig wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICAM der Leuphana Universität Lüneburg. Im Sommer 2024 dort Vertretung der Professur für Medienästhetik. Erscheint im Dezember 2024: »Digitale Literatur. Zur Einführung«.
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Audrey Samson ist Künstlerin und Forscherin, derzeit Stanley Picker Fellow und Mitglied des Duos FRAUD. Sie ist Professorin für More-Than-Computational Arts an der l’École de Recherche Graphique. Sie untersucht die Überschneidung von Technologie und kritischen Ökologien. Aktuelle Untersuchungen: https://frauds.site/.
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Dr. Jonathan Harth forscht und arbeitet seit mehreren Jahren an Fragen zur Nutzung von Extended Reality Technologien sowie über Sozialität unter Bedingungen künstlicher Intelligenz. Er hat Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Freien Universität Berlin und der Universität Wien studiert und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Witten/Herdecke. Er ist außerdem wissenschaftlicher Berater für digitale Projekte am Theater an der Ruhr und gibt regelmäßig Workshops zu Kunst und KI – u.a. bei der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund sowie dem Department Media / Mixed Reality and Visualization (MIREVI) an der FH Düsseldorf.
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Dr. Kerrin Jacobs ist praktische Philosophin, spezialisiert auf Philosophie der Psychiatrie. Derzeit assoziierte Forscherin am Institut für Erste-Person-Forschung am Fachbereich Psychologie der Universität Witten/Herdecke, Gastdozentin am Studium Fundamentale und an der Medizinischen Universität Graz für die Abteilung Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie sowie EMMAUS-Forschungsstipendiatin des CJ München mit einem Projekt zur Rolle der Intuition in der spirituellen Lebenspraxis. Bis Februar 2024 war sie außerordentliche Professorin für Praktische Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Hokkaido (Japan). Dort war sie ein Kernmitglied von CHAIN (Center for Human Nature, Artificial Intelligence and Neuroscience). Zuvor arbeitete sie am Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück und am Philosophischen Seminar der Universität Göttingen und war Fellow-in-Residence am Nietzsche Kolleg der Klassik Stiftung Weimar.
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Prof. Dr. Sven Meister ist Lehrstuhlinhaber am Lehrstuhl für Gesundheitsinformatik an der Universität Witten/Herdecke und Senior Scientist am Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik in Dortmund. Seit 2006 setzt er sich mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen auseinander und geht Fragen nach, wie Digitalisierung das Arbeiten im Gesundheitswesen verändert. Er leitet das Projekt DIM.RUHR: Datenkompetenzzentrum für die interprofessionelle Gesundheitsdatennutzung (www.dim.ruhr). Seine Forschung wird durch eine Vielzahl von Promovierenden aus den Bereichen Medizin, Informatik Psychologie oder Wirtschaftswissenschaften unterstützt.
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Prof. Dr. Matthias Kettner ist Professor für Philosophie am Seminar für Philosophie, Politik und Wirtschaft der Universität Witten/Herdecke. Er studierte Psychologie und Philosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt, wo er mit Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas zusammenarbeitete und sich später auch habilitierte. Nach acht Jahren am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen in Forschungsgruppen zu Fragen von Medien und Demokratie nahm er 2002 einen Ruf auf eine ordentliche Professur an Deutschlands erster und wegweisender Privatuniversität an. Er hat zu einem breiten Spektrum von Themen in den Bereichen Diskursethik, Medizinethik und Ethikkommissionen, Menschenwürde, Kulturphilosophie und Theorie der psychoanalytischen Interpretation veröffentlicht. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind interkulturelle Ethik in der Wirtschaft und anderen Bereichen sowie philosophische Ansätze zum aktuellen kulturellen Transformationsprozess der Digitalisierung.
Er ist Mitherausgeber des Bandes „Philosophische Digitalisierungsforschung“ (transcript, 2024), der Ergebnisse einer gleichnamigen Reihe von Konferenzen am Center for Advanced Internet Studies in Bochum versammelt.

Aude Florence Bertrand-Höttcke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am WittenLab der Universität Witten/Herdecke. Sie ist affiliated researcher beim kultursoziologischen Observatorium L‘Observatoire am Forschungsinstitut MESHOPOLIS in Aix/Marseille. Im Akademiejahr 2024/25 untersucht sie als visiting researcher am Institut ACTE Paris 1 Panthéon-Sorbonne das Archiv derRencontres Internationales Paris/Berlin. Vor und neben ihrer Dissertation zur Philosophie der Gegenwartskunst bei Prof. Matthias Kettner war sie an einer Vielzahl an Kunstprojekten zwischen Rhein und Ruhr beteiligt. Davor war sie nach ihrem Studium der internationalen Wirtschaftswissenschaften an der ESCP als Beraterin für Wirtschafts- und non-Profit-Organisationen tätig gewesen. 


Foto Header: FAM_EVENTS, im Rahmen von „Blue Skies. Bodies in Trouble“, 10.-14.07.2019, PACT Zollverein, Essen, @ Killa Schuetze;
Foto: !Mediengruppe Bitnik, © Iris Janke, Berlin; Foto: Audrey Samson, @Toscane Thieffry; Foto: Gemma Galdon-Clavell, © Dani Blanco, ARGIA; Foto Prof. Kerrin Jacobs © I.Klujce; Foto: Prof. Dr. Matthias Kettner © Kunstpatenaktion

STAGING COMPLEXITY – Ein Labor zu Kunst und Theater im digitalen Zeitalter

Staging Complexities
Staging Complexities
Staging Complexities
Staging Complexities

STAGING COMPLEXITY – Ein Labor zu Kunst und Theater im digitalen Zeitalter

DO, 19.03.2020, 11:00 – 17:00 UHR
ONLINE

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Aufgrund der Entscheidungen der Stadt Dortmund zum Umgang mit COVID-19 war das ursprünglich geplante mehrtägige Präsenzlabor nicht möglich. Somit wurden die Potenziale und Grenzen der Digitalität in einem konzentrierten Online-Symposium am 19.03.2020 ausgetestet.


Digitale Technologien verändern seit längerem die Art und Weise, wie wir denken, arbeiten, lieben, kommunizieren und zusammenleben. Algorithmen regeln den Verkehrsfluss, soziale Netzwerke schaffen neue Beziehungsformen und Managementsysteme optimieren den Arbeitsablauf. Die Digitalität prägt damit auch künstlerische Inhalte, transformiert etablierte Darstellungsweisen und bringt neue Kunstformen hervor. Wie reflektieren und erforschen Theater und Kunst diese tiefgreifenden Veränderungen?

Im Rahmen eines öffentlichen Online-Symposiums wurde die digitale und vernetzte Gegenwart analysiert. Es wurden das Potenzial, aber auch die Grenzen des Digitalen in Gesellschaft, Kultur und Kunst befragt: Wie wirkt sich der digitale Wandel auf unsere alltäglichen sozialen Praktiken aus? Wie auf künstlerische Erzähl- und Gestaltungsweisen? Was heißt dies für Regisseur*innen, Videokünstler*innen, Schauspieler*innen oder Musiker*innen? Was für ihr Publikum? Wie erleben wir Kunst und kulturelle Praktiken, die sich nicht nur einzelner technischer Hilfsmittel bedienen, sondern in computergenerierten Umwelten beheimatet sind?

Diana McCarty eröffnete das Symposium mit der Frage nach techno-feministischen Handlungs- und Organisationsweisen, Anja Breljak setzte sich mit der Tatsache auseinander, dass Computertechnologien zum festen Bestandteil unserer Intimsphäre geworden sind, Christian Sievers und Régine Debatty fragten, wie Künstler*innen auf Dispositive von Unsicherheit, Kontrolle und Prekarisierung reagieren und Philipp Jonathan Ehmann diskutierte, wie soziale Netzwerke und Computerspiel Narrative in den darstellenden und bildenden Künsten verändern. Nicht zuletzt schuf das Symposium Raum für Diskussionen und Austausch über Visionen und Ängste in digitalen Zeiten.

Zum technischen Ablauf: Am Tag des Symposiums wurde ab 10 Uhr ein Link zur Teilnahme am Symposium geschaltet. Die aktive Teilnahme über den Browser im Rahmen eines Webinars über den Telekommunikationsanbieter Zoom war gewährleistet. Zur aktiven Beteiligung an den Diskussionen, war ein Rechner mit Mikrofon und ggf. Webcam Voraussetzung. Inhaltliche Fragen durften an labor@cheersforfears.de gerichtet werden. Zudem wurde am Tag selbst eine Telefonnummer veröffentlicht, die bei technischen Fragen genutzt werden durfte.
Mehr Infos zur Veranstaltung

Programmablauf für Donnerstag, den 19. März 2020

11:00Begrüßung
Michael Eickhoff (Akademie für Theater und Digitalität, Theater Dortmund)
Sina-Marie SchnellerJascha Sommer (Cheers for Fears)
Klaas Werner (Büro medienwerk.nrw)
11:30Intervention I und Diskussion
Diana McCarty: Be(coming) media – Techno-Feminist Pasts, Presents & Potentials
(ENG)
12:30Intervention II und Diskussion
Anja Breljak: Staging Affect? Digitalisierung als/in sozio-affektive/n Prozesse/n
(DE)
13:30Pause
14:30Tele-Panel: Künstlerischer Umgang mit (post)digitalen Herausforderungen
Christian Sievers: Trackedness. Der Traum von Kontrolle, der Umgang mit
Unsicherheit – und was die Kunst daraus macht (DE)
Régine Debatty: Where are the click-luddites? (ENG)
Philipp Jonathan Ehmann: Multimediatheater – ganz ohne Medien, ganz ohne
Theater (DE)
16:00Pause
16:15Diskussion zum Tele-Panel
17:00Ende


Das Online-Symposium Staging Complexity wurde veranstaltet von Cheers for Fears in Koproduktion mit der Akademie für Theater und Digitalität, dem Theater Dortmund und dem Büro medienwerk.nrw (Träger: Hartware MedienKunstVerein). Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie der Kunststiftung NRW.

KULTURKONFERENZ RUHR 2019- Kulturelle Potenziale von Technologie

Meta Marathon 2019

KULTURKONFERENZ RUHR 2019- Kulturelle Potenziale von Technologie

DORTMUNDER U
FR, 13.09.2019

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Der digitale Wandel stellt nicht nur Kommunikations- und Produktionsprozesse vor neue Herausforderungen. Auch Kultureinrichtungen und Kulturschaffende müssen Strategien, Antworten und Positionen zur Digitalisierung entwickeln. Die mit 400 Teilnehmern ausgebuchte 8. Kulturkonferenz Ruhr im Dortmunder U bot am 13. September 2019 ein hochkarätig besetztes Forum zu dem Thema. Die Kulturkonferenz 2019 wurde veranstaltet durch den Regionalverband Ruhr und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, in Kooperation mit dem medienwerk.nrw.

Mensch und Maschine: In einer gewachsenen Industrieregion wie dem Ruhrgebiet war diese Beziehung stets eine besondere und selten eine einfache. Der digitale Wandel stellt dieses Verhältnis nun auf eine vollkommen neue, nie da gewesene Stufe. Fiktion ist vielfach längst Fakt; nichts scheint unmöglich, jede Idee technisch realisierbar. Digitale Technologien verändern unsere Gesellschaft und unsere urbanen Strukturen in kaum überschaubaren Ausmaßen – und nehmen damit auch Einfluss auf die Rolle und das Selbstverständnis von Kunst und Kultur in der gesellschaftspolitischen Entwicklung. Die andere Seite der Medaille: technische Überforderung, ein Überangebot an Informationen, die Dominanz einiger weniger kommerzieller Akteur*innen und neue globale (und oftmals ausgeblendete) Ausbeutungsverhältnisse.

Wie wird und bleibt man als Künstler*in hier relevant? Wie steht es um ethische Werte, eigene Rechte, Verantwortung, Datenhoheit und bestehende Machtverhältnisse? Wer profitiert – und wer nicht? Welche Bildungsmodelle braucht es? Welche Archive? Wie geht eigentlich digital? Und ist die Sehnsucht nach dem Analogen eigentlich noch legitim? Kurzum: Wie steht es um das moderne Verhältnis von Mensch und Maschine? Und was sagt die Maschine dazu?

Kultureinrichtungen und Kulturschaffende sind aufgefordert, eigene Strategien und Positionierungen in einem Wandlungsprozess zu entwickeln, der zeitliche und räumliche Grenzen aufhebt, der in Updates denkt und globalen Dimensionen. Digitalisierung erweitert unsere Welt um virtuelle Realitäten, eröffnet Märkte, ermöglicht neue künstlerische Freiräume und Ästhetiken. Sie macht Kunst und Kultur allgegenwärtig, jederzeit abrufbar und allgemein zugänglich.

Die 8. Kulturkonferenz Ruhr lud Kunst- und Kulturschaffende dazu ein, die Debatte um den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Sie wollte Impulse setzen, Potenziale sichtbar machen und stärken, neue Bündnisse zwischen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft ausloten und fördern. Ziel war es, einen Diskurs darüber anzustoßen, welche Rolle Kunst und Kultur jetzt und in Zukunft in der Diskussion um Technologie und Gesellschaft einnehmen können, und welche Voraussetzungen und kulturpolitischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden sollten.
Mehr Infos zur Kulturkonferenz Ruhr 2019


Das Programm der Kulturkonferenz wurde konzipiert von:

  • Dr. Inke Arns, Direktorin Hartware MedienKunstVerein e.V. (HMKV)
  • Alain Bieber, Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer NRW-Forum Düsseldorf
  • Stefan Hilterhaus, Künstlerische Leitung und Geschäftsführung PACT Zollverein
  • Stefanie Reichart, Referatsleitung Kultur Regionalverband Ruhr
  • Fabian Saavedra-Lara, Leitung medienwerk.nrw

ENJOY COMPLEXITY – Konferenz zu Digitalität und Theater

Enjoy Complexity

ENJOY COMPLEXITY – Konferenz zu Digitalität und Theater

VARIOUS LOCATIONS DORTMUND
FR, 23.02.- So, 25.02.2018

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Eine Veranstaltung des Büro medienwerk.nrw, Schauspiel Dortmund, Akademie für Digitalität und Theater und Hartware MedienKunstVerein (HMKV).

Wir freuten uns sehr die Initiative unseres Netzwerkpartners, des Schauspiel Dortmund, hinsichtlich der Gründung einer „Akademie für Digitalität und Theater“ begleiten zu können. Zum Start dieser Aktivitäten fand vom 23. bis 25. Februar 2018 unter dem Titel ENJOY COMPLEXITY eine Konferenz zu Digitalität und Theater statt.

An drei Tagen fanden Performances, Ausstellungen und Workshops am Standort der neugegründeten Akademie in Dortmund statt.

Eröffnungsabend | Freitag, 23. Februar 2018

17 Uhr: Ausstellung und Lounge geöffnet

19 Uhr: Offizielle Eröffnung der Konferenz durch die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen

Im Anschluss: Keynote von Marc Grandmontagne, Geschäftsführer im Deutschen Bühnenverein

Danach: interaktive Tanzperformance CORPUS (PYGMALIO) von Chris Ziegler 



Workshoptag | Samstag, 24. Februar 2018

Vormittags: Selbstvorstellung von zehn ausgewählten (internationalen) Projekten und Institutionen, die das Feld zwischen Theater und Digitalität bearbeiten.

Nachmittags: Workshops und Vorträge, u.a. zu den Themen: Virtual Reality und Bertolt Brechts Radiotheorie, Kunst und Theater im Netz, Zwischen Maschinenlernen, Nanotechnology und Body Enhancement, Montagetechniken und komplexes Erzählen zwischen Film und Theater, Digitale Bewegungsarchitektur auf der Bühne durch Einsatz von generischen Technologien, Coding und Bewegung, Augmented Reality und Theater, Die Medienabteilung der Zukunft am Theater, Virtual Space, Industrie 4.0 und Internet der Dinge

16:30 – 18:00 Uhr: Podiumsdiskussion: Das Theater der Zukunft
Mit: Hubert Eckart und Wesko Rohde (Deutsche Theatertechnische Gesellschaft, DTHG), Kay Voges (Intendant am Schauspiel Dortmund) + N.N.(Medienkünstler). Moderation: Anne Schulz
Die Podiumsdiskussion war eine Kooperation mit dem Büro medienwerk.nrw.

Abends: 4.48 Psychose von Sarah Kane (Regie: Kay Voges) 

Nachts: Konzert von Moritz Simon Geist / Sonic Robots



Abschlusstag | Sonntag, den 25. Februar 2018

10:30 Uhr: Workshops

Im Anschluss: abschließendes Podiumsgespräch
Das Podiumsgespräch war eine Kooperation mit dem Büro medienwerk.nrw.

14:30 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Afro-Tech and the Future of Re-Invention“ im Hartware MedienKunstVerein (HMKV) im Dortmunder U mit Inke Arns (Künstlerische Leiterin des HMKV) und Fabian Saavedra-Lara (Leitung des medienwerk.nrw).

18:30 Uhr: Flammende Köpfe (Regie: Arne Vogelgesang) im Studio des Schauspielhaus Dortmund

Ort: ehemalige Grundschule am Kleyer Weg 90, Dortmund



Das Büro des medienwerk.nrw wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Träger des Büros: Hartware MedienKunstVerein, Dortmund

Virtuelle Kunst – Forum Europe Ruhr

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Virtuelle Kunst – Forum Europe Ruhr

ESSEN
SA, 07.09.2017

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Immersive Technologien der Augmented und Virtual Reality eröffnen für die Akteur*innen im kulturellen Feld viele neue Möglichkeiten. Besonders Künstler*innen und Kurator*innen aus Medienkunst und Performance befragen dabei zur Zeit die Chancen und Grenzen des Mediums. Die Technik zu durchdringen und neue Bildwelten und Herangehensweisen zu erschaffen, ist Anspruch und Aufgabe relevanter zeitgenössischer Kunstakteur*innen. Trotz existierender technischer und finanzieller Hürden tritt eine eindrückliche Möglichkeit multisensorischer und multiperspektivischer Kunst nun ins Feld der Öffentlichkeit. Dabei sind Künstler*innen nicht mehr allein, sondern umgeben von Designer*innen und Programmierer*innen, oder sie werden zu ihnen.

In 4x 15-minütigen Präsentationen und Gesprächen erzählten wichtige europäische Akteur*innen über ihre entwickelten Projekte, darin verwendete neue Produktionsweisen sowie neue Präsentationsmöglichkeiten und sich verändernde Erzählweisen.
Mehr Infos zum Forum

Moderation: Klaas Werner (medienwerk.nrw)



Das medienwerk.nrw wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Träger des Büros: Hartware MedienKunstVerein

Cold bodies, warm machines – Kunst und Technologie nach dem Menschen

Cold Bodies

Cold bodies, warm machines – Kunst und Technologie nach dem Menschen

NRW-FORUM DÜSSELDORF
FR, 09.11. – SO, 11.11.2016

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Die Konferenz Cold bodies, warm machines – Kunst und Technologie nach dem Menschen (organisiert vom Büro medienwerk.nrw) nahm aktuelle Konzepte in den digitalen Technologien wie „Affective computing“, Utopien der Kybernetisierung der Körper sowie Tendenzen in der Künstliche-Intelligenz-Forschung zum Anlass, das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine neu zu befragen: Welche Grenzen verschieben sich aktuell zwischen der Sphäre des Lebendigen und der Sphäre des Künstlichen? In Vorträgen, Gesprächen, künstlerischen Beiträgen und einem Filmprogramm wurden verschiedene dieser Phänomene erforscht und diskutiert. Was verändert sich, wenn wir Maschinen mit einem immer sensibleren Sensorium entwickeln, die uns und unsere emotionalen Regungen „verstehen“ und einordnen – neue Akteure, die lernen und handeln – während wir unsere eigenen, biologischen Körper zunehmend als optimierbare und programmierbare Ressource begreifen? 

Die Konferenz verfolgte einen interdisziplinären Ansatz: Sie brachte Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und interessierte Bürger*innen zusammen, um die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die bereits im Gange sind, offensiv zu begleiten und mit Mitteln der Kunst und des Austauschs drei Tage lang komprimierte Zukunftsforschung zu betreiben.

Mit: Ramon Amaro, Inke Arns, Alain Bieber, Andreas Broeckmann, Melanie Bühler, Ami Clarke, Sidsel Meineche Hansen, Laura Hille, Erich Hörl, Felix Hüttemann, Cathrine Kramer, Tasja Langenbach, Kevin Liggieri, Robert M Ochshorn, Luciana Parisi, Sascha Pohflepp, RYBN.ORG, Alexander I. Stingl, Markus Tillmann, Michael Wheeler, Inigo Wilkins 

KEYNOTES

ERICH HÖRL: »TECHNOÖKOLOGISCHE SINNKULTUR (NACH FÉLIX GUATTARI)«
Vor dem Hintergrund der allgemeinen Kybernetisierung der Existenzweisen und der Herausbildung der Environmentalität als medientechnisch implementierte Regierungsform stellte der Vortrag Félix Guattari als Vordenker der neuen, nämlich technoökologischen Sinnkultur vor, die dabei emergiert. Besonderes Augenmerk wurde auf die kritische Reichweite von Guattaris Begriff des Integrierten Weltkapitalismus gelegt, den es mit Blick auf die environmentalitäre Transformation zu reperspektivieren galt.
 

ANDREAS BROECKMANN: »MASCHINENLIEBE UND GESCHWISTERKAMPF. ÜBER DIE BEZIEHUNG VON MENSCHEN UND TECHNIK«
Maschinen treten in vielerlei Erscheinungen auf und sind auf vielfältige Weise definiert worden. Das ganze letzte Jahrhundert hindurch wurde der Begriff jedoch verwendet, um eine polare, wenn nicht gar antagonistische Beziehung zwischen Menschen und Technik zu beschreiben. Der Vortrag diskutierte verschiedene Maschinenkonzepte und machte einen Vorschlag für ein Diagramm, nach dem „die Maschine“ als Ausdruck eines technologischen Paradigmas verstanden werden kann, das nicht so sehr posthumane als vielmehr ganz menschliche Begehren projiziert.

ROBERT M OCHSHORN: »PROTOTYPEN«
Ein Prototyp ist sowohl vorläufig wie beispielhaft und verweist auf eine noch nicht umgesetzte Wirklichkeit. Genauso wie Menschen Werkzeuge und Techniken erschaffen und ihrerseits von ihnen erschaffen werden, muss man auch Software-Prototypen als plumpe Frankenstein-Skizzen einer neuen Person verstehen. Hat diese Person bestimmte Fähigkeiten? Einen Körper? Ist eine „Symbiose“ mit dem Computer möglich, und wenn ja, könnte sie Erkenntnisse hinsichtlich einer künstlichen und statistischen Intelligenz liefern? Überlegungen und Beweisführungen über und in den Medien-/Sprach-Prototypen des Sprechers.

 

PERFORMANCE

AMI CLARKE: ERROR-CORRECTION: AN INTRODUCTION TO FUTURE DIAGRAMS MIT LOW ANIMAL SPIRITS
Error-Correction: An Introduction to Future Diagrams (Take 7) ist Teil in einer fortwährenden Forschungsreihe zu Diagrammen, die themenrelevante Texte, zeitgenössische Kommentare, Nachrichten und anekdotische Spuren aufgreift und weiterverarbeitet, um sie in einer wechselseitigen Konvergenz von vielen miteinander verwobenen Fäden gipfeln zu lassen, wobei die Stimme, anhand von Sprache, „zwischen den Gedanken einer anderen Person und dem Papier“ konstituiert wird. Ausgehend von Jonah Peretti, dem Gründer von BuzzFeed, und dessen Buch Capitalism and Schizophrenia: Contemporary Visual Culture and the Acceleration of Identity Formation/Dissolution, interessiert sich Take 7 vor allem für Materialität, Wesentlichkeit, Algorithmen und eine sich entwickelnde Subjektivität. Low Animal Spirits von Ami Clarke und Richard Cochrane ist ein Algorithmus für Hochfrequenzhandel, der in Echtzeit mit Nachrichten aus der ganzen Welt gespeist wird.
 

FILMPROGRAMM

Das Filmprogramm zu „Cold bodies, warm machines“ erweiterte den Diskursraum der Konferenz ins bewegte Bild und zeigte künstlerische Film- und Videoarbeiten, die verschiedene Facetten der Mensch-Maschine-Beziehung abbildeten und diese, meist kritisch, hinterfragten. Was in frühen Science-Fiction-Filmen noch wie ferne Utopien möglicher androider Lebensformen erschien, ist heute selbstverständlicher Teil unserer Realität. Die fortschreitende Verschmelzung von Mensch, Maschine und Technik im Alltag sowie die zunehmende Kontrolle unserer Lebenswelt durch Datenflüsse und computergesteuerte Hilfsmittel findet damals wie heute ihren Widerhall im bewegten Bild. Im Unterschied zu damals greifen die Künstler*innen dabei heute nicht auf Utopien, sondern auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschung ebenso zurück wie auf persönliche Alltagserfahrungen. Das Filmprogramm zeigte eine Auswahl von Arbeiten aus den Jahren 2007-2015, die sich mit experimentell-dokumentarischen Formaten, Found-Footage-Collagen und performativen Interventionen den Status Quo der Mensch-Maschine-Relation auseinandersetzen. 

Kuratiert von Tasja Langenbach (Videonale, Bonn)

ABLAUF KONFERENZ

FREITAG 9. SEPT. 2016 

19.30 UHR |  ERÖFFNUNG DER KONFERENZ
(Ruth Schiffer, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen; Alain Bieber, NRW-Forum Düsseldorf; Fabian Saavedra-Lara und Klaas Werner, Büro medienwerk.nrw)
 
20.00 UHR |  Keynote I: Erich Hörl
»Technoökologische Sinnkultur (nach Félix Guattari)«
 
21.30 – 22.00 UHR | Filmprogramm – erster Teil
 

SAMSTAG 10. SEPT. 2016

11.00 UHR |  Keynote II
Andreas Broeckmann »Maschinenliebe und Geschwisterkampf. Über die Beziehung von Menschen und Technik«
 
12.15 UHR |  Künstlerische Keynote: Robert M Ochshorn »Prototypes«
 
14.15 UHR | Panel 1: Maschinen, die denken und wollen: Neurale Netzwerke, Verhaltensmodellierung und Computermodelle der Kognition (in Kooperation mit Goldsmiths, University of London)
 
16.00 UHR |  Filmprogramm – zweiter Teil
 
17.30 UHR | Panel 2: Neuronale Vernetzung – Kommunikation mit Maschinen
 
19.00 UHR |  Performance von Ami Clarke

 
SONNTAG 11. SEPT. 2016
 
11.30 UHR | Panel 3: Die posthumanistische Schwelle oder: Über die Möglichkeit, sein eigenes Ende zu denken (in Kooperation mit der Mercator-Forschungs- gruppe „Räume anthropologischen Wissens, Ruhr-Universität Bochum)
 
14.00 UHR | Filmprogramm – dritter Teil
 
15.30 UHR | Panel 4: Der Mensch als Maschine – Phantasmen der Optimierung von Geist und Körper
 
17.15 UHR |  Gespräch zwischen Inke Arns (Hartware MedienKunstVerein, Dortmund) und Sascha Pohflepp (Künstler, Berlin/US)
 
18.00 UHR | Veranstaltungsende 


Veranstalter:
 Büro medienwerk.nrw
Träger Büro Medienwerk: Hartware MedienKunstVerein (HMKV) 
Projekt-Team: Programmleitung Fabian Saavedra-Lara (medienwerk.nrw), Programm und Organisation Klaas Werner (medienwerk.nrw), Kuratorin Filmprogramm Tasja Langenbach (Videonale, Bonn) 
Kooperationspartner: NRW-Forum Düsseldorf; Goldsmiths, University of London; Mercator-Forschungsgruppe „Räume anthropologischen Wissens“, angesiedelt an der Ruhr-Universität Bochum

Die Konferenz und das medienwerk.nrw wurden gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Weitere Förderung: British Council

Unter falscher Flagge? Sparten- und Grenzüberschreitungen in der Gegenwartskunst

Unter falscher Flagge 2
Unter falscher Flagge 1
Unter falscher Flagge 1

Unter falscher Flagge? Sparten- und Grenzüberschreitungen in der Gegenwartskunst

PACT Zollverein
FR, 26.06. – SO, 28.06.2015

Büro medienwerk.nrwKonferenz

Vom 26. bis 28. Juni 2015 fand bei PACT Zollverein (Essen) die 1. Konferenz des Büro medienwerk.nrw zum Thema „Sparten- und Grenzüberschreitungen in der Gegenwartskunst“ statt. Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Medienkunst, der darstellenden und der bildenden Kunst beleuchteten in Vorträgen und Panels aktuelle künstlerische Praktiken. Es ging um Positionen, die ihren traditionellen Kontext zugunsten anderer Präsentationszusammenhänge verlassen, die Erfahrung räumlicher und zeitlicher Strukturen an ihren Aufführungsorten verändern und die Grenzen zwischen den unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen verwischen.

Im Zentrum der Auseinandersetzung stand dabei die wiederkehrende Konvergenz der traditionellen künstlerischen Disziplinen wie beispielsweise des Films, der bildenden Kunst, der performativen Kunst und der Medienkunst, bei der sich die klassischen Grenzen zwischen den Gattungen zum wiederholten Male aufzulösen scheinen.

In vier Panels – je zwei am Samstag und zwei am Sonntag – wurden verschiedene Aspekte dieser Entwicklung mit Fachleuten und der interessierten Öffentlichkeit diskutiert. Bereits am Freitag wurde die Konferenz mit einer Keynote eröffnet. Danach folgte eine Lecture-Performance des schwedischen Künstlers Erik Bünger („The girl who never was“). Zusätzlich gab es an verschiedenen Orten von PACT Zollverein künstlerische Positionen zu sehen – von Cécile B. Evans, Balz Isler, Erik Bünger und Laura Brechmann, Dwayne Holiday, Tania Reinicke, Stephanie von Gelmini, Anne Weyler (EIN kollektiv).


Das aktuelle Interesse von Institutionen der bildenden Kunst am Ephemeren, an künstlerischen Strategien, die auf Situativität, Flüchtigkeit und Erfahrung setzen, scheint symptomatisch zu sein für neue Allianzen, Verschiebungen von Zuständigkeiten und Perspektivwechsel in der Gegenwartskunst, die sich auf über 40 Jahre avantgardistische Entwicklungen stützen. Vor diesem Hintergrund fragt die Konferenz danach, auf welche medialen Verfasstheiten und gesellschaftlichen Entwicklungen Künstler*innen heute reagieren, wenn sie ihren Kontext wechseln und disziplinäre Grenzen durchlässig machen.

Als Ausgangspunkte der Konferenz wurden unter anderem folgende Fragen formuliert: Welche Folgen hat der Transfer der Formen zwischen den Disziplinen für die Praxis und das Selbstverständnis von Künstler*innen und Institutionen? Wie agieren Künstler*innen und Kurator*innen heute zwischen den Disziplinen? Wie gehen Rezipient*innen, Besucher*innen und Zuschauer*innen mit dem Trend zur Auflösung traditioneller Spartengrenzen um?


GESPRÄCHE UND VORTRÄGE MIT: Inke Arns, Hans Bernhard, Nadja Elia­-Borer, Melanie Bühler, Dieter Daniels, André Eiermann, Cécile B. Evans, Paul Feigelfeld, Judith Funke, Stefan Hilterhaus, Michelle Kasprzak, Daniel Kötter, Serge Laurent, Kirsten Maar, Jessica Nitsche, Manuel Pelmus, Laurence Rassel, Sabine Maria Schmidt, Jörn Schafaff, Bettina Steinbrügge, Vivian Ziherl
 
KÜNSTLERISCHE BEITRÄGE VON: Erik Bünger, Cécile B. Evans, Balz Isler und Laura Brechmann, Dwayne Holiday, Tania Reinicke, Stephanie von Gelmini, Anne Weyler (EIN kollektiv)

Freitag, 26.06.2015

19:00 Uhr: Ausstellungsräume geöffnet (Erik Bünger, Balz Isler, Cécile B. Evans, EIN kollektiv)
19:30 Uhr: Begrüßung, große Bühne
20:00 Uhr: Keynote: Vivian Ziherl (If I Can’t Dance, I Don’t Want To Be Part Of Your Revolution, Brisbane/Amsterdam), große Bühne, in engl. Sprache
21:15 Uhr: Lecture Performance: Erik Bünger (Berlin): „The girl who never was“ (kleine Bühne), kleine Bühne, in engl. Sprache mit dt. Übertiteln
22:15 – 23:00 Uhr: Ausstellungsräume geöffnet

 
Samstag, 27.06.2015
 
12:30 Uhr: Ausstellungsräume geöffnet
13:30 – 15:00 Uhr: Panel 1:  Historische Perspektiven der Spartenüberschreitung (mit: Jessica Nitsche [Moderation], Dieter Daniels, André Eiermann, Nadja Elia-Borer, Sabine Maria Schmidt)
15:45 – 17:15 Uhr: Panel 2: Spartenüberschreitung und die Frage der Temporalitäten (mit: Judith Funke [Moderation], Daniel Kötter, Kirsten Maar, Manuel Pelmus, Laurence Rassel), in engl. Sprache
17:30 Uhr – 18:30 Uhr: Gespräch mit Serge Laurent (Kurator Centre Pompidou, Paris), in engl. Sprache
19:00 Uhr – 22:00 Uhr: Get-together
 
 
Sonntag, 28.06.2015

12:30 Uhr: Ausstellungsräume geöffnet 
13:30 Uhr – 15:00 Uhr: Panel 3: Digitale (Ent-)Grenzung (mit: Melanie Bühler [Moderation], Hans Bernhard, Cécile B. Evans, Paul Feigelfeld, Michelle Kasprzak), in engl. Sprache
15:45 – 17:15 Uhr: Panel 4: Spartenüberschreitendes Kuratieren (mit: Jörn Schafaff [Moderation], Inke Arns, Stefan Hilterhaus, Bettina Steinbrügge)
18:00 Uhr: Ende der Konferenz


Projektorganisation und Konzept: Fabian Saavedra-Lara, Klaas Werner


Das Büro medienwerk.nrw und die Konferenz wurden gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Träger des Büros: Hartware MedienKunstVerein, Dortmund.