Podcast Behind the Screens – Behind the Scenes I Data Poetics I Data Politics

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Podcast Behind the Screens – Behind the Scenes I Data Poetics I Data Politics

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In dieser Spezialfolge von „Behind the Screens – Behind the Scenes“ macht Sophie Emilie Beha einen Roadtrip an die Universität Witten-Herdecke und besucht dort das Symposium „Data Poetics | Data Politics“. Die Veranstaltung war eine Kooperation von Witten Lab, dem Zukunftlabor des Studium fundamentale an der Universität Witten-Herdecke, dem Frauenhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST und dem Büro medienwerk.nrw.

Sophie nimmt die Zuhörer*innen auditiv mit zu der Veranstaltung und spricht mit Medientheoretiker Paul Feigelfeld über die veränderte Rolle von Daten in unseren Beziehungen und unserem Selbstverständnis, besucht einen Workshop der !Mediengruppe Bitnik zu Google-Bewertungen, diskutiert mit Studierenden über „visibility regimes“ und befragt die Analystin Gemma Caldón-Clawell nach Ethik und Bias von KI. Es wird humorvoll, kritisch und tiefschürfend.

Die !Mediengruppe Bitnik stellt verschiedene künstlerische Arbeiten vor. Sie bewegen sich gerne in der realen Welt, in der sich datenbasierte Technologien überprüfen und kontextualisieren lassen. In Shanghai beispielsweise konnten sie die angezeigten Schiffe in der App „Vesselfinder“ direkt mit den realen Schiffsbewegungen vergleichen und staunten als ihnen klar wurde, dass Schiffe nicht dort waren, die in der App angezeigt wurden und umgekehrt. Mark Harris vom MIT Technology Review war dieses Phänomen auch aufgefallen, konnte es sich aber ebensowenig erklären wie die Künstler*innengruppe. Seine Theorien sind militärische Zwecke oder das Verschleiern von illegalen (Handels-)Aktivitäten. In jedem Fall zeigt das Beispiel die Schwachstellen datenbasierter Technologien.

Die Künstler*innengruppe rüttelt durch spielerische Aktionen an der Verklärung, wie der Unbezwingbarkeit der Technologien und zeigt blinde Flecken auf, die nicht durch einzelne Endnutzer*innen, sondern kollektiv gefüllt werden könnten.

Auch Gemma Caldón-Clawell sieht eine gesellschaftliche Verantwortung darin, die Technologien sicherer und für die Gesamtgesellschaft besser zu gestalten. Jede datenbasierte Technologie basiert auf einer algorythmischen Verzerrung, so Coldón-Clawell. Ein Problem, das unter anderem Minderheiten betrifft, die in den Datensets weniger Berücksichtigung finden und ein Problem, welches nicht verschwinden wird. Ähnlich wie bei Sicherheitsgurten im Auto, die es früher nicht gab, sei es nun an der Zeit eine Kontrolle für die Systeme einzuführen, sie zu regulieren. Das ist nicht einfach, denn häufig sind es vor allem Menschen aus dem Marketing, die uns die Technik erklären, keine Wissenschaftler*innen. Ihre Mission ist es, die Technik zu regulieren, während es die Aufgabe der Gesellschaft ist, die Risiken aufzudecken.

Caldón-Clawell sieht in der Medienkunst eine große Chance, diese Probleme zu visualisieren und so den Kampf für die Sicherheit von datenbasierten Technologien zu unterstützen.

Weitere Infos und die Vorträge in voller Länge gibt es auf unserer Veranstaltungsseite „Data Poetics I Data Politics“ zu sehen und zu hören.

Prof. Dr. Paul Feigelfeld ist Kultur- und Medienwissenschaftler. Er ist Professor für Digitalität und kulturelle Vermittlung und Teil des Instituts für Open Arts an der Universität Mozarteum Salzburg, sowie Co-Direktor des Data Arts Forum. Bis 2025 ist er außerdem Gastprofessor am Lehrstuhl für Medientheorien der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Arbeit erforscht transkulturelle und transmediale Ansätze zur Medien- und Wissensgeschichte, kritische Perspektiven auf Technologien und deren Schnittstellen mit Kunst und Design. Er arbeitet und berät für Kunstinstitutionen wie das HKW Berlin, Vitra Design Museum und das MAK Museum für Angewandte Kunst Wien, wo er Gastkurator der Vienna Viennale 2019 mit „Uncanny Values. Künstliche Intelligenz & Du“ war.

Die !Mediengruppe Bitnik sind zeitgenössische Künstler*innen, die im und mit dem Internet arbeiten. Ihre Praxis dehnt sich vom digitalen auf den physischen Raum aus, wobei sie oft absichtlich Kontrollverluste einsetzen, um etablierte Strukturen und Mechanismen in Frage zu stellen. In der Vergangenheit haben sie Überwachungskameras ausgehebelt, ein Opernhaus verwanzt, um seine Aufführungen nach draußen zu übertragen, ein Paket mit einer Kamera an Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London geschickt und ein Gebäude physisch gestört. Im Jahr 2014 schickten sie einen Bot namens „Random Darknet Shopper“ auf eine dreimonatige Einkaufstour ins Darknet, wo er nach dem Zufallsprinzip Gegenstände wie Schlüssel, Zigaretten, Turnschuhe und Ecstasy kaufte und sie direkt an die Galerie schickte. Die Arbeiten der !Mediengruppe Bitnik formulieren grundlegende Fragen zu aktuellen Themen.

Ihre Arbeiten werden international gezeigt, zuletzt in Ausstellungen bei:
CAC Shanghai, LOAF Kyoto, Annka Kultys Gallery London, House of Electronic Arts Basel, Eigen + Art Lab Berlin, Super Dakota Brussels, Centre Culturel Suisse Paris, Aksioma Ljubljana, Kunsthaus Zürich, FACT Liverpool, Onassis Cultural Center Athens, Public Access Gallery Chicago, Kunstverein Hannover, Nam June Paik Art Center South Korea, Fondazione Prada Milano, Shanghai Minsheng 21st Century Museum, The Pushkin Museum of Fine Arts Moscow, Cabaret Voltaire Zurich, Beijing Contemporary Art Biennial and the Tehran Roaming Biennial. Sie haben unter anderem folgende Preise erhalten: Swiss Art Award, PAX Art Award, Prix de la Société des Arts Genève, Migros New Media Jubilee Award, Golden Cube Dokfest Kassel, Honorary Mention Prix Ars Electronica.
Mehr Infos über !Mediengruppe Bitnik

Dr. Gemma Galdón-Clavell ist eine Pionierin und globale Vorreiterin auf dem Gebiet der KI-Sicherheit und -Auditierung, die sicherstellt, dass maschinelle Lernwerkzeuge wirklich der Gesellschaft dienen. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin von Eticas.ai, einem von Venture Capital unterstützten Unternehmen, das algorithmische Schwachstellen, Verzerrungen und Ineffizienzen in Vorhersage- und LLM-Tools identifiziert, misst und korrigiert. Die Software von Eticas, die ITACA-Plattform, ist die erste Lösung zur Automatisierung der Auswirkungsanalyse und Überwachung, die sicherstellt, dass KI-Systeme leistungsstark, sicher, erklärbar, fair und vertrauenswürdig sind. Ihre bedeutende Arbeit – und ihre Leidenschaft, den Status quo zu verändern – brachten ihr die Anerkennung als Mozilla Rise25 Honoree im Jahr 2024, als Hispanic Star Awardee bei den Vereinten Nationen im Jahr 2023, als Ashoka Fellow im Jahr 2020 und als Finalistin beim EU Prize for Women Innovators, der 2017 von der Europäischen Kommission verliehen wurde. Im Jahr 2023 würdigte die BBC sie als eine der „Menschen, die die Welt verändern“, und 2024 wurde sie von Forbes Women als eine der „35 führenden spanischen Frauen in der Technologie“ geehrt und als „Pionierin im Bereich der algorithmischen Prüfsoftware“ gelobt.
Dr. Galdón-Clavell ist eine aktive Beraterin für internationale und regionale Institutionen wie die Vereinten Nationen (UN), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) und die Europäische Kommission, um nur einige zu nennen.
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Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie arbeitet in verschiedenen Kontexten, darunter Musik, Text, Sprache, Kuration, Improvisation, Dramaturgie und Poesie. Sophie moderiert Festivals, Konzerteinführungen, Podcasts und Podiumsdiskussionen. Darüber hinaus ist sie Autorin und Moderatorin für verschiedene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Sie kuratiert außerdem interdisziplinäre Veranstaltungen, realisiert transmediale Kompositionen und arbeitet als Dramaturgin für Ensembles.
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Foto: !Mediengruppe Bitnik, © Iris Janke, Berlin;

Foto: Gemma Galdon-Clavell, © Dani Blanco, ARGIA


Portrait Sophie Emilie Beha: © Sophia Hegewald