Burg Hülshoff – Center for Literature | Andreas Bülhoff: „TAB TALKS“

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Burg Hülshoff – Center for Literature | Andreas Bülhoff: „TAB TALKS“

FELLOW: Andreas Bülhoff

MedienkunstfellowsResearch

Laufzeit: Dezember 2021 bis Juni 2022

Schriftstellerische Arbeit findet heute am Computer statt…

Texte werden zu großen Teilen am Computer geschrieben und gelesen. Praktisch jeder Text, der uns heute – in welcher Form auch immer – begegnet, ist an irgendeinem Punkt durch digitale Prozesse gegangen, wurde in Schreibprogrammen bearbeitet, prozessiert oder in Layout-Programmen gestaltet. Unsere teilautomatisierte Welt ist unmittelbar und mittelbar durchtränkt von digitalen Medien – wir leben in einer postdigitalen Gegenwart. Die schiere Masse an Text, die in ihr täglich rezipiert werden kann, wird aber durch eine verhältnismäßig geringe Auswahl an Software produziert, die wiederum von verhältnismäßig wenig Menschen in einer Hand voll Firmen gestaltet wird. Dabei sind an die Programme, die wir täglich zur Produktion und Rezeption von Text nutzen, Vorannahmen geknüpft, was Text formal und inhaltlich ist und wie zu schreibende Texte aussehen könnten oder sollten. Das betrifft in besonderem Maße literarische Texte.

Tab Talks beschäftigt sich mit dem Einfluss digitaler Tools auf den schriftstellerischen Arbeitsprozess. Dazu werden Schriftsteller*innen eingeladen, in einer Mischung aus Atelierbesuch und Werkstattgespräch den Bildschirm ihrer Arbeitsrechner zu teilen und so Einblicke in die von ihnen benutzte Software, in Workflows und Dateiorganisationen zu geben – und über die Recherche von Stoffen in noch offen gelassenen Browser-Tabs zu erzählen.

Jede Veranstaltung wird durch Live-Beobachtungen auf Twitter begleitet, die im Anschluss als Zine veröffentlich werden.

Ab Dezember 2021 bis Juni 2022 arbeitet Andreas Bülhoff, Autor, Wissenschaftler und Medienkünstler aus Berlin als Medienkunstfellow an der Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL). Bülhoff beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Forschung mit dem Einfluss der Digitalisierung auf Praktiken von Textproduktion und -rezeption wie Schreiben, Publizieren und Lesen. Während dem Fellowship entwickelt Andreas Bülhoff den Tab Talk, ein digitales Veranstaltungsformat zwischen Studio Visit und Werkstattgespräch. Arbeitsthese: Schriftstellerische Arbeit findet heute im Wesentlichen am Computer statt. Der Tab Talk macht über die Funktion „Bildschirm teilen“ Unsichtbares sichtbar und gewährt einen einzigartigen Zugang zu den digitalen Schreibumgebungen von Autor*innen: Nie zuvor war es möglich so nah und immersiv Prozesse kreativer Arbeit auf dem eigenen Screen zu sehen und mit den jeweilig eingeladenen Autor*innen darüber ins Gespräch zu kommen. Die Reihe Tab Talks startet im Mai 2022.

Andreas Bülhoff lebt als Autor und Literaturwissenschaftler in Berlin.
Er hat zu Interfacekonzepten digitaler und postdigitaler Textkunst am Kolleg für Gegenwartsliteraturforschung Schreibszene Frankfurt promoviert. 2018 und 2019 veröffentlichte er zu diesen Themen wöchentlich ein zine.
Er beschäftigt sich mit Text und Text-Technologien und ihren spezifischen Materialitäten und Praktiken im Postdigitalen. Mögliche Outputs sind dabei zines, Bookworks, Sound Poetry oder literaturwissenschaftliche Texte. Mögliche Mittel sind Artistic Research, Interface- oder Technologiekritik und Publizieren als künstlerische Praxis.
Mehr Infos zu Andreas Bülhoff


Im Podcast spricht Olga Felker mit Andreas Bülhoff über das Projekt

VERANSTALTUNGEN ZUM PROJEKT TAB TALKS

Schriftstellerische Arbeit findet heute vor allem am Computer statt. In der Reihe Tab Talks führen Autor*innen in einer Mischung aus Atelierbesuch und Werkstattgespräch durch ihre digitalen Schreibumgebungen. Sie zeigen Programme und Ordnerstrukturen, angehäufte Dateien und Textfassungen – und sprechen über Recherchearbeit anhand von offenen Tabs im Browser.

Tab Talks #1 mit Kathrin Passing
Für Tab Talks #1 teilt die Autorin und Programmiererin Kathrin Passig ihren Bildschirm. Im Stream spricht sie über den Einfluss digitaler Tools auf ihr Schreiben.

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Tab Talks #2 mit Mara Genschel
Für Tab Talks #2 teilt die Autorin und Performerin Mara Genschel ihren Screen. Sie ist bekannt für ihr permanentes Unterlaufen literarischer Konventionen und ihre ortsspezifischen Textrealisationen. Doch auch die unkonventionellste Poesie muss irgendwann durch den Texteditor. Im Stream zeigt sie, was das für die Produktion ihrer „angewandten Konzeptualismen“ bedeutet.

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Tab Talks #3 mit Clemens Setz
Für Tab Talks #3 teilt der Autor Clemens Setz seinen Screen. Setz kanalisiert wie kaum jemand sonst digitale Kulturen und formt sie zu Literatur in Büchern. Wie das genau passiert, zeigt er im Gespräch mit unserem Hauskünstler Andreas Bülhoff.

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Tab Talks #4 mit Elisa Aseva
Für Tab Talks #4 teilt die Autorin Elisa Aseva ihren Screen. Aseva schreibt vor allem auf dem Smartphone und ist eine der virtuosesten literarischen Stimmen auf Social Media. Über Facebook als Schreibumgebung, Begrenzungen und Motivationen von Schreib-Apps und Smartphone-Daumen spricht sie mit Hauskünstler Andreas Bülhoff.

Tab Talks #5 mit Heike Geißler
Tab Talks #5 wird am 27.04.2023 live um 17:00 Uhr von der Leipziger Buchmesse gestreamt und findet erstmals als online-offline Hybrid statt. Dafür teilt die Autorin Heike Geißler ihren Screen. Geißler reflektiert in ihren Texten ebenso analytisch wie poetisch schriftstellerische Arbeitsbedingungen und entwirft literarische Texte als Träger gesellschaftspolitischer Utopien. Mit Andreas Bülhoff spricht sie darüber wie das mit den Voreinstellungen der Textverarbeitungsprogramme auf ihrem Computer zusammenhängt und was sich aus poetischer Sicht ändern muss. Für die Teilnahme vor Ort benötigt ihr ein Ticket für die Leipziger Buchmesse. Für die Partizipation via Zoom könnt ihr kostenfrei ein Ticket buchen. Der Livestream auf der Digitalen Burg ist kostenfrei.

Kollaboration Workflows am Computer #1 mit Allison Parrish
Wie laufen schriftstellerische Arbeitsprozesse am Computer ab und welchen Einfluss haben Computerprogramme auf den Schreibprozess? In einem Workshop der Autorin und Programmierin Allison Parrish schreiben und programmieren wir die Möglichkeiten kollektiver Textproduktion mit und trotz Computerprogrammen. Die Ergebnisse können in einem zine publiziert werden.

Kollaboration Workflows am Computer #2 mit Brendan Howell
In einem Workshop des Programmierers und Medienkünstlers Brendan Howell disziplinieren wir unsere Textproduktion. Wir loggen uns in seine Schreibmaschine The Maggot. Wir folgen den Schreibaufgaben und -zeiten, die uns die Maschine vorgibt und aus denen sie eigenständig einen kollektiv geschriebenen Text editiert. Die Ergebnisse können in einem zine publiziert.

Seit 2018 entwickelt das Center for Literature als Ort künstlerisch-praktischer Forschung Projekte zwischen Veranstaltung, Ausstellung und Dialog. Das CfL überträgt dabei Ästhetiken und Produktionsweisen anderer Künste (etwa Film oder Performing Arts) modellhaft auf das Feld von Textentstehung und -vermittlung.
Mehr Infos zum CfL

Abb.: Leon Kirchlechner