REVISITED: RESERVATE DER SEHNSUCHT #film
Ale Bachlechner, Just want you to be, 2021
HD Video, 15:52 min, Farbe, Ton
Regie, Kamera, Schnitt: Ale Bachlechner
Musik: Julian Prießen
Tonmischung: Jonathan Kastl
Künstlerische Assistenz: Olivia Platzer
In der Webserie Revisited begeben sich Akteur*innen der Medienkunst und digitalen Kultur aus NRW auf eine künstlerische Forschungsreise. Im Fokus steht in jeder Episode ein Ereignis oder eine Entwicklung aus der Geschichte der medialen Künste in der Region. Wechselnde Themen werden aus verschiedenen, gegenwärtigen Blickwinkeln heraus befragt. So werden vergangene Erfahrungen und das dort entstandene Wissen wieder zugänglich gemacht und neu vermittelt. Die Forschungsergebnisse stehen für sich und ergänzen sich gleichzeitig. Jede mehrteilige Themenstrecke lädt mit Audio-Beiträgen, Kurzfilmen und Texten dazu ein, sich hineinzubegeben in einen Moment der Medienkunst.
Im Fokus der ersten Episode steht die Ausstellung Reservate der Sehnsucht des HMKV Hartware MedienKunstVerein, die 1998 im Kellereihochhaus der ehemaligen Union-Brauerei in Dortmund stattgefunden hat. Nicht nur hat die Schau, in der 30 internationale künstlerische Positionen die beeindruckende, damalige Halbruine der ehemaligen Union-Brauerei (heute das Dortmunder U) bespielten, die medialen Künste noch stärker im Ruhrgebiet verankert. Auch im Bereich der Restrukturierung und Umnutzung der alten Industriebauten in der Region gilt die Ausstellung als wegweisend.
Nun geht die Themenstrecke über die Ausstellung in die zweite Runde. In ihrer filmischen Auseinandersetzung für Revisited untersucht die Performance- und Videokünstlerin Ale Bachlechner unterschiedliche Assoziationsfelder, die in ihrer Recherche zur Ausstellung in Katalogen und Interviews zum Vorschein gekommen sind. Sie verfolgt Verbindungen, wie ‚Angst-Sicherheit-Katastrophe‘ oder ‚Freizeit-Vergnügen-Konsum‘ und gibt ihnen mithilfe privaten Materials neue Ebenen.
In ihrem Artist Statement erklärt die Künstlerin die Vorgehensweise wie folgt: „Diese Schlagworte sind 2021 noch immer und aufs Neue relevant und sehr affektiv besetzt. Mir ist gleichzeitig auch aufgefallen, dass autobiografische oder autofiktionale Ansätze in der Ausstellung eher rar waren. Nur wenige Arbeiten nahmen die Künstler*innen selbst mit in den Fokus, die Aufmerksamkeit war stärker nach außen gerichtet. Das hat mich dazu gebracht, für Just want you to be das erste Mal mit meinen privaten Handyvideos zu arbeiten. In diesem idiosynkratischen Archiv meiner letzten drei Jahre fanden sich erstaunlich viele Parallelen, visuell und inhaltlich zu den Reservaten der Sehnsucht. Als roter Faden zieht sich der Begriff ‚happiness‘ durch die Arbeit, inspiriert von Sarah Ahmeds feministischer, antirassistischer und queerer Analyse ‚The promise of happiness‘, die das Glücksversprechen in seiner Funktionsweise des moralischen Imperativs und der gesellschaftlichen Normierung untersucht. Das grüne, oder grünere Gras, das 1998 eine ganze Etage des Dortmunder U zur Picknickwiese machte, ist auch für Just want you to be die Grundierung, auf der sich alles andere, z.B. die Familie, abspielt.“
Ale Bachlechner ist Performance- und Videokünstlerin und lebt in Köln. Sie hat Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. Ihre Arbeiten umfassen die temporäre Dating Agency „Twelve Roses“ (2013) in Beirut, das Performance Coaching Institut „This Is Not A Competition“ (2016) und das online Fernsehformat „Studio Hallo“ (2018). Seit 2018 ist sie Mitglied des Jungen Kollegs der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihre Arbeiten sind im Archiv und Vertrieb der Stiftung imai und wurden auf Festivals, Symposien und in Ausstellungen präsentiert z.B.: Art Cologne, Videonale, Impulse, EMAF Osnabrück, Kasseler Dokfest und Internationale Kurzfilmtage Oberhausen.
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