Podcast Behind the Screens – Behind the Scenes | A Data Set of Screams
Eine weitere Spezialfolge von „Behind the Screens – Behind the Scenes“: Sophie Emilie Beha war diesmal in Köln bei einem Workshop dabei, der an der KHM in Köln stattgefunden hat.
Achtung, in dieser Folge wird es laut! Sophie und die Teilnehmer*innen des MELT-Workshops schreien sich die Seele aus dem Leib. Das Forschungsprojekt „Counting Feelings“ — hierzu sei euch auch S02 / F03 ans Herz gelegt — des Medienkunstduos MELT befasst sich mit der Bedeutung von Daten für Trans* und autistische Menschen. In einem Workshop an der KHM in Köln geht das Projekt in die nächste Runde: Es geht um Schreie als Widerstand und einen gemeinsamen Datensatz. Es geht um eine traumaspezifische Praxis, wo Trauer, Wut und Misstrauen zum Vorschein kommen. Gefühle sind hier kollektive und mächtige Werkzeuge gegen strukturelle Unterdrückung. Der kollektive Schrei ist kollektive Kraft.
Das Künstler*innen-Duo arbeitet bereits seit mehr als zwei Jahren an dem Projekt „Counting Feelings“. Dank dem großen Interesse an Daten und dem Zugang zu Daten, stellen sie immer weitere und neue Fragen, bleiben im Austausch und in der Diskussion – so ist auch der „Schrei-Workshop“ eine Folge aus den vorherigen Überlegungen. Das Besondere: Das auditive Material – also die Schreie – bilden den Datensatz. Sie werden nicht ausgewertet oder in Daten übertragen, sondern sind der Datensatz.
Schreien ist eine „full-body-experience“. Sich den Raum zu nehmen, kann für viele schwierig sein und in dem Projekt soll es auch darum gehen, diesen Raum zu bieten. Schreien hat eine physische und eine mentale Dimension: Wir bringen unsere Stimmen zur höchstmöglichen Lautstärke und können uns dabei Fragen stellen wie „Gegen was schreien wir?“, „Wofür schreien wir?“ Und „wie heißt unser Schrei?“. Manche Workshopteilnehmer*innen schreien regelmäßig in ihrem Alltag, zuhause oder in der Natur, doch für viele ist es eine besondere Erfahrung.
Mehr Informationen zu dem Projekt „Counting Feelings“ und die erste Podcast-Folge dazu findet ihr hier: Podcast behind the screens – behind the scenes | Counting Feelings
MELT (Ren Loren Britton & Iz Paehr) untersuchen und experimentieren mit formverändernden Prozessen, die in einer sich erwärmenden Welt auf Technologien, sensorische Medien und kritische Pädagogik treffen. MELT entwickeln derzeit Projekte entlang vier verschiedener Forschungslinien: ACCESS SERVER, The Meltionary, COUNTING FEELINGS und Zeitgeber. Aufgekocht werden Praktiken des Gestaltens und künstlerischen Forschens, die materielle und infrastrukturelle Transformationen generieren und mit Trans*feminismen und Disability Justice brodeln. Mit Veränderung und Schmelzprozessen in einer kaleidoskopartigen Form arbeitend, werden mehrere Themen gleichzeitig angesprochen: Klimawandel, das Potenzial für politische Neuformulierungen, kritische technische Praxis und die Schaffung von Zugang / Access. MELT teilt Arbeiten in Form von Videos, Installationen, Websites, Vorträgen und Workshops.
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Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie arbeitet in verschiedenen Kontexten, darunter Musik, Text, Sprache, Kuration, Improvisation, Dramaturgie und Poesie. Sophie moderiert Festivals, Konzerteinführungen, Podcasts und Podiumsdiskussionen. Darüber hinaus ist sie Autorin und Moderatorin für verschiedene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Sie kuratiert außerdem interdisziplinäre Veranstaltungen, realisiert transmediale Kompositionen und arbeitet als Dramaturgin für Ensembles.
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Foto: !Mediengruppe Bitnik, © Iris Janke, Berlin;
Grafik und Portrait MELT: © MELT
Portrait Sophie Emilie Beha: © Sophia Hegewald