Podcast behind the screens – behind the scenes | Ambiguität und Unvorhersehbarkeit
Zahlreiche Projekte wurden im Rahmen der neuen Förderprogramme Medienkunstfonds und Medienkunstfellows ausgewählt. Was sie alle verbindet? Ein kooperatives Mindset und die Ambition, mit Medienkunst und digitaler Kultur aktuelle Fragen und Entwicklungen im Bereich von Kunst, Technologie und Gesellschaft zu untersuchen. Welche Gedanken und Ziele noch hinter den Projekten von Kunst- und Kulturinstitutionen sowie Initiativen aus ganz NRW stecken, möchte Journalistin Sophie Emilie Beha auch in der zweiten Staffel des Podcasts von den Beteiligten selbst erfahren. Sie spricht in behind the screens – behind the scenes mit Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen aus NRW über Themen, die sie angehen und die sie berühren. Es wird gemeinsam geforscht: nach dem Wesentlichen, dem Verborgenen, Reibungspunkten und Schnittstellen zur Gesellschaft, die sich in den Projekten finden lassen.
Episode 17: Ambiguität und Unvorhersehbarkeit
Die türkische Autorin, Kuratorin, Aktivistin Aylime Aslı Demir, die Forscherin Eva Liedtjens und die Performerin Julia Nitschke sprechen in der neuen Podcast-Folge mit Journalistin Sophie Emilie Beha über das Kooperationsprojekt Ambiguität und Unvorhersehbarkeit: Zu Formen des Widerstands und der Archivierung queerer Erzählungen des Institut für Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Duisburg-Essen. Das Forschungsgebiet, das Aylime während ihres Aufenthaltes im Ruhrgebiet als Medienkunstfellow untersuchte, ist eingebunden in das kunstwissenschaftliche Teilprojekt der DFG-Forschungsgruppe Ambiguität und Unterscheidung. Historisch-kulturelle Dynamiken unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Genge und Mitarbeit von Eva Liedtjens. Im Gespräch standen queere Perspektiven und ambige Zeitlichkeitskonzepte in der Gegenwartskunst der Türkei, Formen des Widerstands und der Archivierung queerer Erzählungen sowie Erfahrungsaustausch und künstlerischen, kuratorischen Praxen im Kontext Archiv und (Un-)Sichtbarkeiten im Fokus. Während ihres Aufenthalts nahm Aylime Kontakt zu lokalen Initiativen und institutionalisierten Archiven auf, um neue Formen der Vernetzung mit Akteur*innen queerer (medien-)künstlerischer und kuratorischer Projekte zwischen dem Ruhrgebiet und Ankara zu entwickeln. Über ihre Erfahrungen spricht sie nun mit Eva, Julia und Sophie in der zunächst letzten Folge aus der Reihe behind the screens – behind the scenes.
Aylime Aslı Demir ist eine Kuratorin und Aktivistin aus der Türkei. Sie hat öffentliche Verwaltung, Politikwissenschaft und Frauenforschung studiert. Seit 2010 arbeitet sie an redaktionellen und kuratorischen Projekten, die die Politik und Ästhetik der Kombination unterschiedlichen Wissens in Ausstellungen und Publikationen erforschen. Sie ist Koordinatorin des Programms für akademische und kulturelle Studien und Chefredakteurin von Kaos GL, der führenden LGBTQ+-Organisation in der Türkei. Demir hat zahlreiche internationale Ausstellungen kuratiert. Im Jahr 2019 gründete sie die internationale Ankara Queer Art Residency, die bildende Künstler*innen in ihren Kreativ- und Forschungsprozessen unterstützt.
Eva Liedtjens ist Kunstwissenschaftlerin und Kulturmanagerin in Köln. Seit 2020 arbeitet sie am Institut für Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Duisburg-Essen. Ihr Dissertationsprojekt zur osmanischen Manuskriptmalerei in der zeitgenössischen Kunst der Türkei verfolgt sie an der TU Darmstadt im Arbeitsbereich Mode und Ästhetik. Seit 2024 ist sie Mitglied im Arbeitskreis Kunstproduktion und Kunsttheorie im Zeichen globaler Migration im Ulmer Verein für Kunst und Kunstwissenschaft e.V. Seit 2008 ist sie im Kontext Türkei und Deutschland in Kuration, Kunstvermittlung (u.a. Istanbul Biennale, New Talents Biennale Köln, documenta 14) und Kulturmanagement tätig. In Forschung und Vermittlung liegt ihr Schwerpunkt in einer transkulturell verorteten Kunstwissenschaft. Insbesondere zeitgenössische Kunst in der Türkei, queer-feministische Positionen, sowie die Aneignung von tradierten Kunstformen in der Gegenwart sind ihre Schwerpunkte. Seit 2015 ist sie Vorsitzende des Kulturvereins Neola art projects e.V. Der Verein setzt sich für zeitgenössische Kunst und Kultur aus der Türkei und Deutschland ein und fördert kulturelle Vielfalt.
Julia Nitschke ist Performancekünstlerin und Autorin. Sie studierte u.a. Szenische Forschung an der Ruhr-Universität Bochum. Ihre aktuelle Arbeit beschäftigt sich mit dem politischen Erinnern der Vergangenheit, sowohl in queer-feministischen als auch in familiären Post-Ost-Kontexten. Sie ist Teil der Grupa Mauczka, einem Kollektiv, das sich künstlerisch mit Migrationsgeschichten aus Oberschlesien und Polen auseinandersetzt. Ihre Arbeiten sind über das Ruhrgebiet hinaus u.a. am FFT Düsseldorf, Pathos Theater in München und am Ringtheater Berlin zu sehen. Außerdem wurde sie von der Akademie der Künste Welt Köln und Urbane Künste Ruhr eingeladen. In Bochum betreibt Nitschke mit anderen wunderbaren Menschen das atelier automatique, eine möglichst solidarische Arbeitsstätte für Künstler*innen und ein Off-Space für die lokale Kunstszene. 2023 schloss Julia Nitschke ihr Studium des Kuratierens in den Szenischen Künsten ab und ist derzeit Stipendiatin der Kunststiftung NRW für eine Forschungsarbeit über Deep Mapping historischer Narrative über Polen und Oberschlesien.
Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie arbeitet in verschiedenen Kontexten, darunter Musik, Text, Sprache, Kuration, Improvisation, Dramaturgie und Poesie. Sophie moderiert Festivals, Konzerteinführungen, Podcasts und Podiumsdiskussionen. Darüber hinaus ist sie Autorin und Moderatorin für verschiedene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Sie kuratiert außerdem interdisziplinäre Veranstaltungen, realisiert transmediale Kompositionen und arbeitet als Dramaturgin für Ensembles.
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Portrait Julia Nitschke © Jana Mila Lippitz
Portrait Sophie Emilie Beha: © Sophia Hegewald